Die Akustische Welt der Fledermäuse

Die von den Fledermäusen ausgesendeten Rufe werden als Ortungslaute bezeichnet. Die Ortung funktioniert nach dem Sonar-Prinzip. Die von der Fledermaus ausgestoßenen Laute werden durch Objekte (z.B. ein Nachtfalter) reflektiert und treffen nach einer bestimmten Zeit als Echo auf dem Fledermausohr ein. Anhand der Zeit, die zwischen dem Aussenden des Ortungslautes und dem Eintreffen des Echos im Fledermausohr verstreicht, kann der Nachtjäger exakt berechnen, in welcher Entfernung sich das Objekt befindet. Dagegen erlaubt die Intensität des Zurückgeworfenen Echos der Fledermaus, sich ein genaues Bild über die Größe des Gegenstandes zu machen. Was sich einfach anhört, ist bei näherem Hinsehen ein kleines Wunder. Für die genaue Ortung muss die Fledermaus die Zeit extrem genau messen können. Zum Richtungshören muss das Tier sogar den geringen Zeitunterschied wahrnehmen können, mit dem die Schallwellen auf den nur wenige cm voneinander entfernten Ohren eintreffen.
Wie effektiv die Echoortung der Fledermäuse ist, wird deutlich, wenn man weiß, dass z.B. ein großer Abendsegler eine Mücke noch in 50 m Entfernung exakt orten kann. Die Größe einer Beute wird von der Fledermaus ebenso genau bestimmt, wie ihre Beschaffenheit und Struktur.

Fledermaus Akustik

Jeder Fledermausruf hat eine sehr eigene Charakteristik bezüglich des Frequenzverlaufes über eine bestimmte Zeitspanne, der Anfangs- und der Endfrequenz, der Verteilung des Schalldrucks, der Hauptfrequenz und weiterer, physikalischer Parameter.

Eine Rufreihe besteht aus vielen einzelnen Pulsen, welche der Fledermaus die Orientierung ermöglicht; viele Pulse in kurzer Zeit ermöglichen ein sehr genaues Bild der Umgebung und werden vor allem dann verwendet, wenn die Fledermaus in einer strukturierten Umgebung fliegt oder wenn sie sich einer Beute annähert. Im freien Luftraum dagegen reichen weniger Pulse in der gleichen Zeitspanne aus.

Die Frequenz und die Ruflänge sind weitere Parameter, die physikalischen Gesetzmäßigkeiten folgend stark variieren können: Hohe Frequenzen und kurze Ruflängen können strukturreicheren Fledermauslebensräumen zugeordnet werden, während niedrige Frequenzen und längere Rufe eher in hindernisarmen Lebensräumen verwendet werden. 

Viele Arten können anhand der Ortungsrufe mit Hilfe eines Fledermausdetektors leicht bestimmt werden; allerdings sind einige Artenbzw. Artengruppen per Detektorerfassung  extrem schwer oder gar nicht bestimmbar. In ähnlichen Habitaten nähern sich die Ortungsrufe unterschiedlicher Arten in ihrer Akustik oft an, was die Bestimmung weiterhin erschwert.

Zur akustischen Welt der Fledermäuse gehören auch Sozialrufe, die für eine Vielzahl unterschiedlicher Zwecke genutzt werden, unter anderem als Unmuts- oder Angstlaute, Kontaktrufe, Balzrufe, aggressive Begegnungsrufe und einige weitere. Diese sind zu einem großen Teil mit dem gesunden, menschlichen Gehör vernehmbar und können durch geübte Experten zum Teil zur Artzuordnung verwendet werden.

  

Sonagramm Gattung Plecotus